Lied-Vers-Reim
 
Wes Frucht kann ich essen,
Wes Met kann ich trinken?
Alles ist vergällt und krank machend aufgeputscht.
Der Platz auf meinem Seil wird knapp (I)
    Ich denk, es geht dem Ende zu. —
   Wo ist noch ein Fleck, ein Blick,
   der Sicherheit verheißt und nicht Gefahr?
   Was gönnt man mir noch ungetrübt? —
   Was kriegt man noch umsonst?
   Geld oder Leben; beides gibt man hin. – Wofür?
   – Dass andre etwas davon haben? – Wohl kaum;
   denn ihnen geht es nicht besser.
   Auch sie rennen ewig nach dem Glück
   und verlieren es immer mehr.
   Jeder merkt, dass er nicht mit dem zufrieden sein kann,
   was er hat
   und macht auch noch dem andern seine Freuden madig.
Der Platz auf meinem Seil wird knapp (II)
    Merkst du es, du Hochseilakrobat;
   dass du, meinend, niemandem auf die Füße treten zu wollen,
   meinen Empfindsamkeitsbereich immer mehr einengst?
   Wohin soll ich noch treten, wenn du bereits,
   überall einen Konflikt witternd,
   jeglichen Ruheplatz für den Fuß zur Tabuzone erklärst? –
   Und an wen, meinst du, halte ich mich,
   wenn ich unweigerlich zu Tode stürze,
   und der vermeintliche Halt
   ja doch nur ein zweites Opfer abgibt?
nach 1988